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Wissenswertes
Meine Lehre
Come as you are
Du bist so, wie du bist, angenommen von vorneherein! Wenn wir diesen Satz, der sinngemäß aus „Ein Kurs in Wundern“ stammt, wirklich verinnerlichen würden, dann wären viel Selbstzweifel, Schuldgefühl und fehlende Selbstliebe überwunden. Das Grundcredo des uneingeschränkten Angenommenseins sollte eigentlich unsere Lebenswelt viel stärker prägen. Denn wir sind alle Geborene und von unserer Mutter empfangen und in diese Welt und menschlichen Gemeinschaft gebracht worden. Von der „Natalität“ des Menschen spricht Hannah Arendt. Diese erste tiefe Beziehung ist Liebe und in dieser liegt unsere Basis. Allerdings drückt in uns meist eine dicke Schicht kultureller Prägungen sowie alter Glaubenssätze und individueller Muster das liebende Prinzip, die tiefe Quelle in uns, nach unten, erstickt sie. Wir werden alle durch eine restriktive Scham- und Schuldstruktur der herrschenden Religionen manipuliert. Die herkömmliche Eheregelung, welche ursprünglich nichts anderes sagte, als dass die Frauen unter die Macht ihrer Männer gestellt sind und gehorchen müssen, wird erst seit ca. 50 Jahren anders, ausgewogener, weniger ungleich gelebt und das sicherlich nicht in allen Teilen der Erde. Kriegerische Auseinandersetzungen um Ressourcen und Territorien wirken sich ebenfalls unterdrückend auf die Quelle der Liebe aus. Wir haben es verlernt, frei und unbefangen zu sein, haben uns verstellt oder werden an dieser Existenzform durch andere gehindert. Was tun? Gibt es einen Schlüssel?
Ich sehe eine besonders vielversprechende Möglichkeit in der menschlichen Sexualität. Nicht nur wegen des aus der Zeit der 68er stammenden Slogans „Das Private ist das Politische“, womit die Forderung gestellt wurde, gesellschaftliche Machtverhältnisse aus der Privatsphäre in das öffentliche Bewusstsein zu holen, sie zur Verhandlung zu bringen und zu transformieren, sondern auch weil sich jeder Mensch durch die Befreiung seiner eigenen Sexualität zu einem neuen Bewusstsein über sich und seine geistig-sexuelle Konstitution aufschwingen kann, sich im übertragenen Sinne Flügel wachsen lassen kann. Und das gilt nicht nur für den sexuellen Höhepunkt, der uns zugegebener Maßen besonders stark mit einem in der Immanenz liegenden transzendenten Raum der Selbstgewahrwerdung verbindet, sondern schon in körperlichen Begegnungen, die sich auf einem viel niedrigschwelligerem Niveau abspielen, können wir zur liebenden Quelle in uns reisen. Hierbei erleben wir oft ein ganz andere Wahrnehmung unseres Körpers, unseres Ichs und Verbundenheit mit der/m Partner/in und erreichen ungeahnte Tiefen des menschlichen Seins. Ist Sexualität von Scham befreit, dann zeigt sie sich nicht mehr nur als „Geilheit“, sondern als geistige Potenz eines neuen spirituellen Bewusstseins, dem in uns wohnenden Höchsten, der allumfassenden Liebe, der Großen Mutter, des Kosmos, Gottes, wie es mit unterschiedlichen Worten beschrieben werden kann.
Gemeinsam erkunden wir in Seminaren und Workshops die geistigen und körperlichen Dimensionen unserer Sexualität, auf dass sie uns ein Tor zu uns Selbst und unserer Göttlichkeit sein möge.
Aktuell
Termine, Vorträge, Links
Hamburg
Gemeinsam mit Celia Köster, Sexologin von ReLife Sexualberatung, organisiere ich tantrische Workshops in Hamburg. Der nächste Workshop findet Ende November 2024 statt.
PhilColl im IKSK
Ich organisiere gemeinsam mit Dr. Tobias Wieland von der FU Berlin das Philosophical Colloquium im IKSK
JoyClub
Meine Veranstaltungen findest du auch auf meinen Seiten im JoyClub
HU Berlin
Im Wintersemster 2024/25 findet wieder mein Seminar „Sexual Culture and Body Research in Berlin“ als bilingualer Kurs im Rahmen des Programms Berlin Perspectives an der HU Berlin statt. Wie ist die besonders freizügige sexuelle Kultur in Berlin entstanden? Welche historischen und ökonomischen Ursachen gibt es? Und wie sieht sie heute aus? Mein Ansatz geht von den ökonomischen Machtstruktur des Selbstunternehmers aus und dem Zwang sich selbst zu optimieren. Sexuelle Freizügigkeit sehe ich nicht einfach nur als Freiheit, tun und lassen zu können, was man will, sondern vor allem als (ökonomisches) Regime, das fordert, sich zu entfalten und zu optimieren.
Zum Syllabus hier
Uferstudios Berlin 2025
Gemeinsam mit einem Forscher-Team organisiere ich für 2025 die viertägige Konferenz „Emancipating Sex? Theory and Politics for deconstructing Power Relations“. Ich werde das Panel Emanzipierte Spiritualität betreuen mit Gästen, die über die subkulturellen religiösen Reformbewegungen wie Tantrismus, Kabbala, christliche Mystik und Sufismus sprechen werden sowie zur matriarchalen Mythologie, die uns, so die Idee, eine Vision für die Zukunft geben kann.
Meditative Praxis
In diesem Video empfehle ich das Buch Ein Kurs in Wunder für die meditative Praxis. Wie kannst du mit innerem Groll oder Ärger besser umgehen lernen? Warum ist die rosarote Brille der Verliebtheit in der Regel eine Illusion? Der Kurs in Wundern bildet für mich eine zentrale Grundlage meiner Philosophie und fließt mit in meine Workshops und Gesprächsrunden ein.
Biografisches
Persönliche Erfahrung von Lust, Schmerz und Ekstase
In einer zum Techno-Club umgebauten Kirche lernt die Hauptfigur in diesem erotischen Roman einen Zugang zu göttlicher Tiefe kennen, wobei sie einen ungeahnten Blick auf sich selbst erfährt: Erotischer Roman von Henriette Jade, blue panther books
Experimentierfelder
Was du ausprobieren könntest
Schlüpfst du gerne in eine andere Haut und zeigst deinem Partner, deiner Partnerin gerne eine ganz andere Seite von dir, dann sind erotische Rollenspiele vielleicht genau das Richtige: Erotische Rollenspiele für Paare von Henriette Jade, blue panther books
Himmlische Küsse
(erschienen in: Séparée. Erotik ist weiblich! No. 19 2018)
Küssen kann man nicht alleine, sondern man macht es zu zweit. Sowohl bei einem kleinen Küsschen als auch bei einem intensiven Zungenkuss brauchen wir einen Partner oder eine Partnerin. Vom Schmatzer bis zum Begrüßungsküsschen, vom Bruderkuss über den Abschiedskuss bis zum Hochzeitskuss, vom gehauchten Küsschen auf die Stirn über den Kuss auf den Mund bis hin zum Verschmelzen der Zungen, es gibt unendliche Kussvarianten.
Fortsetzung des Artikels
Küssen ist gesund, es stärkt das Immunsystem. Wodurch es uns ein längeres Leben beschert. Energien werden über das Küssen ausgetauscht. Wir zeigen unserem Kusspartner unsere Liebe, wir trösten jemanden, der traurig ist, mit einem Kuss, wir machen deutlich, dass wir einander mögen. Küssen tun wir seitdem wir geboren sind, zunächst werden wir vor allem geküsst, dann teilen wir auch gerne selbst Küsse aus. Das geht bis zum Lebensende. Und im Laufe der Zeit verändert sich die Intensität beim Küssen. Als Kind sind es Bussis, als Teenager kommen dann die Zungenküsse hinzu, die wir besonders interessant finden, da sie uns die Welt des Sexes eröffnen, uns Grenzen überschreiten und das Unbekannte kennenlernen lassen. Wir nähern uns mit einem vorsichtigen Küsschen der Person an, in die wir unsterblich verknallt sind, dann berühren sich die Lippen das erste Mal, wir lernen die Zunge des anderen kennen und entdecken, welches reizende Spiel, welche Beweglichkeit hier möglich ist. Wir fangen an, das Küssen immer weiter zu verfeinern, da wir mittlerweile nicht nur einen Jungen sondern schon mehrere geküsst haben. Wir üben uns im Küssen, bis es eine Intimform ist, die uns mehr anregen kann, als das Berühren unseres Geschlechts. Knisternde Erotik stellt sich ein. Wir werden wild beim Küssen, bekommen unglaubliche Lust. Sind außer uns, wollen durch den Zungenkuss nur noch das eine, sofort, völlig hingabebereit. Das kann so weit gehen, dass sich durch das Spiel der Zungen, eine Intensität aufbaut, die als ein ekstatisches Gefühl beschrieben werden kann. Ja, dass von einem Kuss- oder Zungenkuss-Orgasmus gesprochen werden kann. Ungewöhnlich? Ja, durchaus denke ich, nichts, das alltäglich ist, nichts das jeder und jedem geschieht. Etwas das eine Suche voraussetzt, Übung braucht und Empathie für den anderen. Doch worüber es sich zu sprechen lohnt, denn es ist himmlisch.
Neulich während eines Tantra-Seminars sprach mich eine andere Teilnehmerin auf den Kussorgasmus an. Zugegeben so etwas passiert einem nicht alle Nase lang. Im Rahmen einer solchen sowohl meditativen als auch körperlich und sexuell offenen Atmosphäre redet man allerdings untereinander schneller einmal über intime Themen. Zumindest dann, wenn es ein gut gestaltetes und geleitetes Seminar ist. Ein Retreat auf dem Land. So kam ich mit Christina im Gemeinschaftsdamenbad des alten Gutshofs ins Gespräch. Ich musste an dem Tag zuvor in einem anderen Kontext schon einmal von der Möglichkeit des Kussorgasmus erzählt haben, denn Christina kam recht schnell zum Punkt.
„Ich habe letzte Nacht geträumt, eine Art Kussekstase zu erfahren, verrückt oder?“, sagte sie. Dann machte sie eine bedeutsame Pause und fuhr fort, „hast Du auch schon einmal so etwas erlebt, einen Orgasmus beim Küssen?“
Ich war überrascht, weil das Thema mich seit ein paar Wochen stärker beschäftigte, schließlich hatte ich in den letzten Monaten einige begabte Kusspartner gehabt. Und das war für mich etwas Besonderes, schließlich ist die Intensität beim Küssen nicht unbedingt ein Leben lang die gleiche. Da war zum Beispiel John, mit dem das Küssen umwerfend war. Ich hatte John, einen Computer-Nerd in Latex-Klamotten mit vollen Knutschlippen, in einem Techno-Club kennengelernt. Dass es mit ihm so gut klappte, mochte daran liegen, dass er einerseits eine weibliche Seite hatte, zwei Täschchen Kosmetik-Artikel und einige Sorten Nagellack sein Eigen nannte, andererseits aber einen dominanten Charakterzug besaß.
„Interessant, dass Du mich darauf ansprichst!“, nickte ich und fühlte mich geschmeichelt, „ja, tatsächlich, das habe ich in letzter Zeit oft erlebt“, gab ich zu.
Während sie sich die nassen Haare trocken rubbelte und sich anfing einzucremen, –
es war üblich bei diesem Workshop, dass man sich freizügig voreinander zeigte, und das nicht nur körperlich, fragte sie: „Aha, aber wie machst Du das?“
„Gute Frage“, antwortete ich und musste kurz überlegen. Für mich war es in diesem Moment nicht so leicht, die richtigen Worte zu finden. Außerdem hatte ich darüber noch nie gesprochen.
„Wenn ich mich so an Johns Lippen erinnere, die fühlten sich so weich gepolstert an, als meine Lippen sanft auf seine trafen, und ich konnte mich an ihnen so gut festsaugen. Ich spürte seinen Atem. Seine Zunge rutschte zwischen meine Lippen in meinen Mund hinein und forderte meine Zunge zu einem Spiel auf. Ich suchte seine Zungenspitze, und durch die Berührung waren wir angeregt, uns zu verfolgen, uns gegenseitig zu jagen. Mal nachgiebig, mal führend. Zu einem gegebenen Zeitpunkt hat er die Führung nicht mehr aus der Hand gegeben, sondern mich förmlich mit seiner Zunge immer wieder ‚genommen‘, – da muss er einem Impuls gefolgt sein. Bis ich schließlich eine Art Trichter bildend meine Lippen ganz angespannt hatte und mit einem tiefen Atemzug meinen Kopf nach hinten in den Nacken geschleudert habe, meine Lippen haben sich von seinen gelöst und dann ging die Intensität des Kusses in den Orgasmus über. Erst kam Wellen der Lust im Mund und auf den Lippen, die über mich strömten, dann ein starkes Ausatmen über den Mund verbunden mit einem Stöhnen und Schreien. So stand ich dann für eine halbe Minute da, angespannt, den Kopf nach oben und hinten gestreckt. Wir haben das immer wieder und wieder machen können, weil man sich ja erst mal ‚einküsst‘ und so schnell nicht müde wird. Also, ganz grob gesagt, wahrscheinlich geht es so, dass wir mit Lippen und Zunge das machten, was Mann und Frau normalerweise mit den Genitalien tun“, grinste ich unsicher.
Mein Gegenüber nickte interessiert, und ich fühlte mich aufgefordert, detaillierter zu werden.
„Küssen ist sehr gefühlsbetont. Man spürt den ganzen Menschen stärker als etwa beim eigentlichen Geschlechtsakt“, setzte ich meine Erläuterungen fort.
Ich hatte mir früher mal darüber Gedanken gemacht, dass beim Küssen zentrale Körperfunktionen für lebenswichtige Handlungen involviert sind. Wir nehmen unser Essen über den Mund auf, schmecken mit der Zunge, wir sprechen mit der Zunge. Auch der Atem fließt durch den Mund und über die Lippen. Die existentiellen Dimensionen des Lebens werden angesprochen. Beim Küssen stehen die Zungen in Kommunikation, als würden sie sprechen, nur nonverbal, wir schmecken den anderen, nehmen über Mund und Nase seinen Geruch unmittelbar auf. Manche gehen davon aus, dass hier zwischen zwei Menschen die höchste Intimität überhaupt stattfinden kann, dass wir uns voreinander beim Küssen offenbaren.
„Ja, das verstehe ich“, sagte Christina und riss mich aus meinen Gedanken, „doch wie wird hier nun die sagenumwobene Kraft der echten Kuss-Intensität erzeugt?“
„Vor dem Hintergrund, dass der Mund die Körperstelle von sehr hohem Austausch ist, geht es durch Übertragung. Beim Küssen öffnen wir uns einander für den Austausch der sexuellen Energien. Wenn ich jemanden intim küsse, also wenn es ein Zungenkuss ist und nicht nur ein herzliches Küsschen, dann denke ich an Sex. Wenn seine Zunge einmal liebevoll, dann besitzergreifend und fordernd in meinen Mund eindringt und sich dort bewegt, zärtlich kreist, auf meine Zunge wartet, sie dann wieder zurückschiebt, um meinen ganzen Mund einzunehmen, fokussiere ich mich völlig auf ihn. Absolute Konzentration. Ich folge dann seiner Zunge mit meinen Lippen und schließe meine Mundhöhle so fest um ihn, dass eine Sogwirkung entsteht. Meistens kommt es zu einem spielerischen Hin und Her. Irgendwann drückt er tiefer und kreist mit seiner Zunge, schiebt sie tiefer rein, reibt sich an meinem Saugen, irgendwann entsteht ein so großer Druck, dass ich einerseits im Mund Lust empfinde an allen beteiligten Schleimhäuten und dass ich mich andererseits gepackt fühle von ihm, dass er bestimmt und mich hat. Seine Zunge regiert. Ich stelle mir in diesem Moment auch gleichzeitig vor, was da geschieht, wie wir mit den Lippen und unseren Zungen spielen und Sex haben. Ich gehe in der Fantasie auf, dass er ‚mich nimmt‘. Und dann, ja dann spüre ich wie sich die angestauten Reibungen in Wellen der Lust überführen, und ich eine Ekstase oder einen Orgasmus genießen kann. Die Vorstellung und Fantasie, dieses Kopf-Kino, und das körperliche Tun, die Reibung, laufen also parallel ab.“
Während ich redete, kam ich mir vor wie eine Kriminalistin, die einem Lust-Verbrechen auf der Spur war.
„Wow, das hört sich irre toll an. Wie übe ich das?“, wollte es Christina nun genau wissen.
Ich dachte, also wie mache ich das jetzt bloß genau, und versuchte, mich langsam an die Details heranzutasten, sie mir in Erinnerung zu rufen.
„Nochmal zum Kopf-Kino. Stelle Dir vor, dass Du die beim Sex erfahrene Lust auf den Mund und die Zunge überträgst, dass Mundhöhle und Zunge miteinander sexuell spielen. Eine gedankliche Übertragung von einem Ort auf den anderen, von Geschlecht auf Mund. Das Gehirn ist ja das größte Sexorgan.“
„Ob ich das hinkriege?“, fragte sie.
Es war alles zu abstrakt. Also bemühte ich mich konkreter zu werden.
„Denke beim Küssen an ein Spiel, bei dem sich Mund und Zunge näherkommen und sich dann wieder voneinander entfernen. Etwa wenn einer die Zunge des anderen jagt und verfolgt, wie beim Fangen-Spielen, sie nicht aus den Augen verlieren will, sie immer wieder aufspürt. Oder denke an zwei Ritter auf Pferden, die in einen Schwertkampf verwickelt sind, die Klingen prallen aufeinander, Angriff, hohe Energie wird hierbei freigesetzt, wer wird siegen? Und was passiert im Anschluss? Was macht der Sieger? Was der Unterlegene? Welches neue Spiel wird hierauf folgen?“
Und dann fiel mir noch etwas auf der Ebene der Geschlechterrollen ein.
„Denke auch daran, dass der Zungenkuss-Orgasmus schließlich beiden Geschlechtern offensteht. Denn Männlein wie Weiblein haben ja beide eine Zunge im Mund. Zumindest der Theorie nach kann sie ihn küssen, als sei sie der Mann, der die Zungenkuss-Attacke ausführt. Oder andersherum er schwelgt in dem Gefühl, von ihrer Zunge in Besitz genommen zu werden, sich ihr völlig hinzugeben. Rollentausch auf engstem Raum mit viel Gefühlspotential.“
Christina schaute und nickte.
„Beim nächsten Mal denke ich daran, was Du gesagt hast, versprochen!“, sagte sie und zwinkerte mir zu, „das Beispiel mit den Rittern finde ich besonders einleuchtend“.
Ich lächelte sie an und bemerkte, dass es sehr schön war, über so etwas Intimes mit einer anderen Frau zu sprechen. Mir fiel auf, dass ein solche Unterhaltung, wie ich sie gerade geführt hatte, etwas ungemein Bemerkenswertes ist. Schließlich hatte ich ihr eine doch sehr intime erotische Technik preisgegeben, über die ich selbst auch noch nicht so genau nachgedacht und von der ich bisher immer angenommen hatte, dass alle Frauen es wohl so oder ähnlich machten, dass es doch sicherlich so von den meisten Frauen erlebt und praktiziert würde. Weit gefehlt, merkte ich jetzt. Nichts in Sachen Erotik und Lust ist selbstverständlich. Grund genug mehr über den Zungenkuss-Orgasmus in Erfahrung zu bringen und sich über die Techniken auszutauschen, die die oralen Gefilde der körperlichen Lust noch weiter beflügeln. Letztendlich ist es ein Gebiet der Übung und der Aufmerksamkeit, und hier lernt man niemals aus.
Frauenmystik des Mittelalters
Das „Genießen Gottes“ war eine religiöse Übung von Mystikerinnen und Mystikern des Mittelalters. Sie suchten z.B. Gott durch die Lektüre heiliger Texte in einem imaginären Brautgemach auf oder ließen seine Musik durch ihre Körper fließen. Inwiefern es bei solchen erotisch konnotierten Vereinigungen mit Gott zu Unterschieden zwischen einem weiblichen und einem männlichen codierten „Genießen Gottes“ gekommen ist, steht im Zentrum des Vergleichs zwischen Bernhard von Clairvaux (1090-1153) und Hildegard von Bingen (1098-1179). Ausschlaggebend war für beide, wie sie sich auf die Medialität ihrer eigenen Funktion als Vermittelnde und auf die von Text, Bild und Musik bezogen haben.
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